Manifest

NACHHALTIGE WIRTSCHAFT

Status: In Arbeit

Blitzlichter aus der Praxis
Geistesblitze, Erfahrungen, Utopien
Best Practice Beispiele
Ergebnis von Gesprächen
Junge Impulse für eine erfolgreiche Zukunft

PRÄAMBEL

Warum Manifeste?

Die Welt und unser Zusammenleben in ihr verändern sich stetig und meist evolutionär. Oft in der Geschichte gab es jedoch Perioden, in denen so wenige mächtig waren, so viele unter der sich zuspitzenden Ungerechtigkeit gelitten haben, dass sich die Gemüter aufgeheizt haben: so war es  1789, 1848, 1917 oder 1949. In diesen Revolutionen wurde unser Zusammenleben gewaltsam neu organisiert, weil die Unzufriedenheit im Volk untragbar geworden war. Wir befürchten, dass wir auf eine weitere Periode großer Unzufriedenheit zusteuern. Die Macht der Konzerne, Institutionen und einflussreicher Individuen stößt auf Unmut und hat bereits Leben gefordert. Wir fragen uns, ob man die aus der Geschichte bekannte Eskalation abwenden kann, über Evolution statt Revolution.

Diese Manifeste sollen die Grundlage dieser einschneidenden, aber evolutionären Veränderungen sein. Sie sind radikal im ursprünglichen Sinne des Wortes, abgeleitet vom Lateinischen radix, der Wurzel: Sie graben die Wurzeln unserer Herausforderungen aus, durch Analyse und mit Gefühl, um Utopien einer besseren Welt zu zeichnen. 

Diese kommen nicht von oben herab, aus den Federn der Eliten. Sie entstehen im Dialog, gegliedert in vier Phasen. In den Phasen 1 und 2 werden Ideen generationenübergreifend gesammelt und in einem ersten Entwurf ausformuliert, hinter dem die Mitwirkenden grundsätzlich stehen, auch wenn sie nicht immer einer Meinung sind. In Phase 3 suchen wir Expertise aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, die unseren Entwurf kritisch hinterfragt, damit wir ihn schärfen können und er Kritik standhält. In Phase 4 und in allen Folgejahren stellen wir uns dem Dialog mit der Politik und den Medien. Es geht uns um die Umsetzung aller guten Vorschläge, die aus diesem Dialog entstehen.

In diesem Manifest, das eines von sechs ist, geht es um die Konzeption einer neuen Arbeitswelt, in der Menschen individuell erfüllende Tätigkeiten ausüben, die dem sozialen Zusammenhalt und der gesellschaftlichen Entwicklung dienen.

EINLEITUNG

Von Wachstum zu Wohlbefinden

Langsam aber sicher faulen die Wurzeln unseres Wirtschaftssystems.Die letzten Jahrhunderte waren geprägt von der tiefgreifendsten Umverteilung natürlicher Ressourcen in der Geschichte unseres Planeten. Ermöglicht haben das allen voran zwei Umstände: die extreme Konzentration von Kapital der wirtschaftlich Mächtigsten und die technologischen Möglichkeiten, effektiver und globaler als je zuvor in die Natur einzugreifen. Für weniger privilegierte Menschen wie auch für Ökosysteme, unsere Lebensgrundlage, sind die Konsequenzen fundamental. Wie kam es dazu?In unserem derzeitigen System sind wir dazu gezwungen, wirtschaftliches Wachstum blind zu verfolgen. Das Wachstum ist mehr als nur eine Ideologie, an der die politische und wirtschaftliche Spitze trotz ihrer offensichtlichen Mängel festhält. Es ist tief in den Mechanismen unseres Wirtschaftssystems verankert. In diesem Manifest geht es um drei grundsätzliche Fehler, die aus diesen Mechanismen entstanden sind. Wollen wir unser Wirtschaftssystem auf menschliches Wohlbefinden statt auf wirtschaftliches Wachstum ausrichten, müssen wir diese an der Wurzel korrigieren.Wir überschreiten die planetaren Grenzen. Der erste Fehler ist, dass menschliche Aktivität derzeit die ökologischen Belastungsgrenzen unseres Planeten nicht respektiert. Wir produzieren und konsumieren nahezu uneingeschränkt und feiern dies als Erfolg der Wirtschaft, während die ökologischen Folgen dieses Handelns zum Nebengedanken werden. Die Grenzen, die es nicht zu überschreiten gilt, wenn wir weiterhin langfristig auf unserem Planeten leben wollen, sind dank der Wissenschaft heute klar definiert.

Wir lassen extreme soziale Ungerechtigkeit zu. Der zweite Fehler ist, dass unser Wirtschaftssystem zu extremer und immer ernster werdender sozialer Ungerechtigkeit führt. Seinen Ursprung hat das globale Ungleichgewicht in historisch gewachsenen kolonialen Machtstrukturen. Gefestigt wird es heute allerdings hauptsächlich durch drei Mechanismen: unser globales, kreditbasiertes Geldsystem, in dem Schulden als Werkzeug zur Kontrolle fungieren; die Chancenungleichheit beim Aufbau von Wohlstand; und der Tendenz zur Monopolisierung von Märkten.

Wir erlauben die Zentralisierung von Macht. Der dritte Fehler ist, dass zentrale Aspekte unseres Systems von wirtschaftlich mächtigen Individuen und Institutionen bestimmt werden, was den Willen des Volkes auch in demokratischen Nationen untergräbt. Es kommt zu einer schleichenden Zentralisierung von Macht, die auch vermeintlich unabhängige Kontrollorgane beeinflusst. Zentrale Herausforderungen hierbei sind ungeahndetes Lobbying, die Kontrolle der Medien und die Verzerrung der Wissenschaft durch die Privatwirtschaft sowie das ausufernde Patentsystem und undemokratische Geldschöpfung.

Diese drei Herausforderungen spiegeln die grundlegenden Fehler unseres Wirtschaftssystems wider. In diesem Manifest suchen wir nach ihren Ursachen, deren Wurzeln einige Jahrhunderte zurückreichen. So können wir eine Utopie einer Wirtschaft zeichnen, die für unsere Zukunft tragfähig ist und allen Menschen eine faire Chance auf ein erfülltes Leben bietet.

Eine Utopie

Um die Rolle der Wirtschaft in unserer Welt zu bestimmen, müssen wir erst die Rolle des Menschen in ihr verstehen. Der Mensch ist das derzeitige Endprodukt einer seit vier Milliarden Jahren andauernden Evolution. Über diesen Zeitraum wurden die natürlichen Ressourcen auf unserem Planeten in Kreisläufen stetig neu kombiniert, um immer komplexere Formen von Leben zu schaffen. Der Mensch ist die erste Spezies, die so tief in diese Kreisläufe eingreifen und Ressourcen umverteilen kann, dass dadurch soziale Strukturen wie auch Ökosysteme weltweit verändert werden.Die Frage, wie solche Eingriffe verantwortungsbewusst möglich sind, ist die Grundlage der Wirtschaft. Wie können wir die Ressourcen, die wir haben, so verteilen, dass jedem Menschen die Voraussetzung für ein erfülltes Leben gegeben wird, jetzt und in der Zukunft? Ein Wirtschaftssystem, das das ermöglicht, stellt zwei Dinge sicher: Zum einen, dass unsere Ressourcen mit der Zeit nicht verbraucht, sondern im besten Fall vermehrt werden. Zum anderen, dass Menschen die Freiheit und Möglichkeit haben herauszufinden, wie sie Erfüllung in ihrem eigenen Leben finden können. Ein solches Wirtschaftssystem respektiert gewisse biologische und moralische Grundsätze.

Die Basis: Biologische und moralische Grundsätze

Zunächst erkennen wir an, dass wir Menschen von unserer natürlichen Umgebung geprägt und von ihr abhängig sind. Es ist unklug zu denken, dass wir über der Natur stehen, wenn unsere Luft von Bäumen, unser Essen aus fruchtbaren Böden und unser sauberes Wasser aus Bergen und Gewässern kommt. In einem neuen Wirtschaftssystem verstehen wir uns daher wieder als untrennbarer Teil der Natur, für deren andere Lebensformen wir Verantwortung tragen. Wir tun das nicht aus Mitleid, sondern weil es die einzige Möglichkeit ist, langfristig unser Überleben zu sichern: Die Natur funktioniert in komplexen Kreisläufen, in die wir eingebunden sind und die wir nur bedingt verstehen. Daher ist es in unserem besten Interesse, nur mit größter Vorsicht in diese einzugreifen. Diese Demut vor unserem Ursprung ist die Grundlage jeder wirtschaftlichen Aktivität. Diese Umstände bieten uns jedoch ungeahnte Möglichkeiten: Weiterhin verwenden Menschen ihr Geschick, ihr Wissen und ihre Kreativität, um Neues zu schaffen – nur innerhalb eines wirtschaftlichen Systems, das in natürliche Kreisläufe eingebunden ist.

Menschliche Aktivität hat seit jeher allerdings auch die Tendenz, andere in ihrem eigenen Leben und Schaffen einzuschränken. In jeder großen Gesellschaft in der jüngeren Geschichte kam es zu Unterdrückung oder Ausbeutung, stärker oder schwächer ausgeprägt. Keine der großen wirtschaftlichen Ideologien konnte bis jetzt verhindern, dass langfristig Arbeitskräfte ausgenutzt, Ressourcen exzessiv extrahiert oder andere aufgrund ihrer Identität oder ihres Lebensstils systematisch verfolgt werden. Derartige Ungerechtigkeit wird durch politische und rechtliche Systeme ermöglicht, weshalb unsere moralischen Prinzipien darauf abzielen müssen, die Entstehung solcher Systeme zu unterbinden. Diese Prinzipien sind bewusst simpel gehalten: Jede Person hat das Recht, unabhängig von den Umständen ihrer Geburt, mit Würde behandelt zu werden und ihr Leben selbstbestimmt und wirksam zu gestalten. Gleichzeitig trägt allerdings jeder Mensch die Verantwortung, anderen jetzt und in der Zukunft die gleichen Rechte zu ermöglichen und sich gegen Strukturen einzusetzen, die diese einschränken. In der Praxis können wir beurteilen, ob wir diese Prinzipien missachten, wenn wir grobe Ungerechtigkeit beobachten.

Die Umsetzung: Produktion, Konsum und Wachstum radikal neu gedacht

Um die biologischen und moralischen Prinzipien einzuhalten, sehen in diesem Wirtschaftssystem Produktion, Konsum und Wachstum fundamental anders aus.

Produktion, die Natur und Mensch respektiert

Unsere Produktion erfüllt zwei grundsätzliche Ansprüche: Zum einen fügt sie sich in die Kreisläufe der Natur ein, d.h. sie verschwendet und verschmutzt nicht. Zum anderen respektiert sie strikt die Menschenwürde. Das Gesetz stellt sicher, dass die Verantwortung dafür ausschließlich bei den Produzenten selbst liegt.

Um den ersten Anspruch zu erfüllen, sind alle produzierten Güter so durchdacht und gebaut, dass sie entweder komplett von der Natur zurückgenommen oder nach der Nutzung komplett wiederverwertet werden können. Wann immer es möglich ist, sind Güter Teil des biologischen Kreislaufs: Sie entstehen aus Erde und werden nach dem Gebrauch wieder zu Erde, wie auch in der Natur. Das bedeutet, dass Materialien so intelligent und effizient wie von der Natur entwickelt sein müssen, damit sich mit der Zeit kein Müll anhäuft. Alle Güter, bei denen das prinzipiell unmöglich ist, fügen sich in den technologischen Kreislauf ein: Sie sind so gebaut, dass sie nach der Verwendung vom Produzenten komplett in ihre Einzelteile zerlegt und wiederverwendet werden können. Wir bemerken, dass wir die meisten technologischen Güter gar nicht besitzen müssen, sondern sie wie aus einer Bibliothek leihen und zurückgeben können. So liegt die Verantwortung für die Langlebigkeit und die Wiederverwertung automatisch bei den Produzenten. 

Der zweite Anspruch kann nur erfüllt werden, wenn Menschen ihre Rolle in der Produktion größtenteils aus freien Stücken erfüllen. Viele Arbeitsschritte in der Produktion in unserem heutigen Wirtschaftssystem sind nur möglich, weil Menschen zu ihnen aus Notwendigkeit gezwungen werden: Man denke an die Produktion von Konsumgütern im globalen Süden oder niedrig bezahlte Dienstleistungsberufe im globalen Norden. Wenn Menschen sich nicht ohne in Not zu geraten gegen diese Formen von Produktion entscheiden können, basieren sie auf Ausbeutung und verletzen die Menschenwürde. In einem idealen Wirtschaftssystem wird von Menschen zwar ein gerechter Beitrag zur Gesellschaft erwartet, aber ihr Überleben darf nicht vom Produktionssystem wirtschaftlich Mächtiger abhängen.

Konsum ohne schlechtes Gewissen

Unser Konsum kann in diesem System aus zwei Gründen ohne Besorgnis stattfinden: Zum einen wird die Hauptverantwortung für die Auswirkungen des Konsums nicht auf einzelne Individuen abgewälzt, weil diese globale Konsequenzen nicht beeinflussen können. Zum anderen können sie darauf vertrauen, dass ihnen ihr Konsum keinen Schaden zufügt, weil ein angemessener Rahmen gesetzlich festgelegt und kontrolliert wird.

Über geschickte Vermarktung wie die Einführung des CO2-Fußabdrucks wurde uns vermittelt, dass wir durch unseren unverantwortlichen Konsum letzten Endes selbst die Schuld an der Zerstörung des Planeten tragen würden. Unreflektierter Konsum ist zwar besorgniserregend, aber der Hauptgrund für den derzeitigen Exzess ist die rapide Industrialisierung und aggressive Kommerzialisierung vonseiten der Produzenten. In einer idealen Welt sind Unternehmen gezwungen, über die oben beschriebene Produktion sicherzustellen, dass es gar nicht erst zu ernsten ökologischen oder sozialen Nebeneffekten kommt. Produkte werden mit Rücksicht auf die Natur hergestellt und Systeme sind so entworfen, dass alle Güter von der Natur oder Produzenten zurückgenommen werden. 

Außerdem stellt ein evidenzbasierter gesetzlicher Rahmen sicher, dass Menschen von durchschnittlichem Konsum keinen Schaden nehmen. Die negativen Auswirkungen von übermäßigem Zucker- oder Fettkonsum, vom Missbrauch leicht zugänglicher Suchtmittel oder von Schadstoffen wie Mikroplastik sind gut dokumentiert und können diesen Rahmen bieten. Das Argument individueller Entscheidungsfreiheit rechtfertigt dabei nicht, dass Konsumenten durch ruchloses Marketing zu Konsumexzessen getrieben werden. Man kann sich einfach darauf verlassen, dass letztlich alle angebotenen Güter nicht schlecht für einen sind.

Generell können wir darauf vertrauen, dass sich diese beiden Aspekte in den Preisen von Produkten widerspiegeln: Billig ist nur, was gut für Planet und Mensch ist. So bemerken wir schnell, dass unsere Bedürfnisse nicht grenzenlos sind, wie es oft von der Wirtschaftstheorie angenommen wird. Sie werden es erst durch die Verzerrung von Preisen und die Ausnützung unserer Schwächen.

Wachstum in allen Facetten

In diesem Sinne erkennen wir auch, dass langfristiges Wohlbefinden vom Gleichgewicht mit unserer Umwelt abhängt und dass endlose Ansammlung von materiellen Gütern Wohlbefinden nur kurzfristig ermöglicht. Das bedeutet nicht, dass wir uns nicht weiterentwickeln, sondern nur, dass wir Wachstum vielseitiger sehen: man kann nicht nur auf materieller, sondern auch auf sozialer oder persönlicher Ebene wachsen.

Auf materieller Ebene laufen wir nicht mehr dem absurden frühindustriellen Ziel hinterher, möglichst viel zu produzieren. Wir erkennen, dass die Produktion von Konsumgütern auf Kosten von natürlichen Rohstoffen und Kreisläufen, wie es vom Bruttoinlandsprodukt gemessen wird, sinnlos ist. Materieller Fortschritt beschäftigt sich stattdessen damit, wie intelligent wir mit begrenzten Ressourcen umgehen. In diesem Sinne ist es Fortschritt, wenn wir lernen, Ressourcen bei der Produktion nicht permanent aus natürlichen Kreisläufen herauszunehmen, oder die gleichen Ressourcen so zusammenzusetzen, dass wir dadurch Neues schaffen. In jedem Fall muss Fortschritt die biologischen und moralischen Prinzipien unseres Zusammenlebens respektieren – sonst kann man nicht guten Gewissens von Wachstum sprechen.

Auf sozialer Ebene bedeutet Fortschritt, dass wir unseren Zusammenhalt stärken, indem wir einander als gleichwertige und gleich wichtige Teile unserer Gesellschaft erkennen. Im Kleinen muss uns dafür wieder bewusst werden, dass wir einander brauchen. In unserem derzeitigen System wird Individualismus gepredigt, aber Alleingang gelebt: Wir kaufen unsere Lebensmittel anonym im Supermarkt, kennen kaum unsere Nachbarn, interagieren minimal mit anderen in der Arbeit. Als Folge dessen nimmt die Zahl enger Freundschaften und damit unsere soziale Lebensqualität seit Jahrzehnten ab. Fortschritt ist es, Gelegenheiten zu Zusammenkunft und Kooperation auszubauen, um widerstandsfähige Gemeinschaften zu bilden. Im Großen müssen wir darauf achten, dass keine einzelnen Personen oder Institutionen langfristig überproportionale Macht oder Ressourcen anhäufen können. Darin liegt die Wurzel systematischer Unterdrückung und Ausbeutung, die den moralischen Prinzipien eines idealen Wirtschaftssystems widerstrebt. Derzeit ist viel vermeintliches Wachstum nur möglich, weil wir dafür extreme soziale Ungleichheit und eine zunehmende Zentralisierung von Macht in Kauf nehmen. Wir erkennen, dass Wachstum des einen auf Kosten des anderen wenig wert ist.

Zuletzt wachsen wir in einem idealen System auch auf persönlicher Ebene. Wir streben an, mehr Menschen die Freiheit und Möglichkeit einzuräumen, Erfüllung in ihrem eigenen Leben finden zu können. Derzeit zwingen die materiellen und sozialen Umstände unseres Wirtschaftssystems viele Menschen, ihren Lebensunterhalt mit Tätigkeiten zu bestreiten, die sie weder erfüllen noch ihren Mitmenschen helfen. In einem idealen System verteilen wir die durch Technologie und Effizienzsteigerung gewonnene Freiheit so, dass Menschen ihr Leben tatsächlich mit dem Ziel der Selbstverwirklichung führen können, sei es über soziale, wissenschaftliche, künstlerische oder geistige Tätigkeit. Dazu soll der Mensch die Möglichkeit und den Anreiz haben, sich lebenslang weiterzubilden. Wir lernen, uns unserer natürlichen und persönlichen Bedürfnisse bewusst zu werden und sie von sozial geschaffenen zu unterscheiden. Wachstum ist es hierbei, wenn man dadurch sich selbst und seinen Einfluss auf die Umwelt besser verstehen lernt.

Das ist nur ein grober Entwurf eines möglichen alternativen Wirtschaftssystems, auf das wir gemeinsam zusteuern könnten. Um Produktion, Konsum und Wachstum so fundamental umdenken zu können, müssen wir die Mechanismen unseres derzeitigen Systems in ihren Wurzeln verstehen. Das ist unser Ziel in den Kapiteln “Zur Einhaltung planetarer Grenzen”, “Zur Eindämmung sozialer Ungleichheit” und “Zur Dezentralisierung von Macht”. Wir freuen uns über jeden Gedanken, Einwand und Zuspruch!

Kapitel 1

Zur Einhaltung planetarer Grenzen

Einleitung

  • Ein intaktes Ökosystem ist die Grundlage menschlichen Lebens: Ohne dieses wäre keine wirtschaftliche Aktivität möglich oder denkbar
  • Die globale Biosphäre ist die Gesamtheit aller Ökosysteme: Durch ein Netz an komplexen natürlichen Prozessen stellt es sicher, dass wir saubere Luft atmen und sauberes Wasser trinken können, dass unsere Böden fruchtbar sind und dass organische Abfälle in Kreisläufen wiederverwertet werden
  • Wo einbauen? Die Geschichtsforschung hat gezeigt, dass diese Überheblichkeit historisch gesehen relativ jung ist.

Wirtschaftstheorie in der Schieflage

  • Wirtschaftliche Aktivität beschreibt das menschliche Eingreifen in die natürlichen Kreisläufe und die daraus resultierende Umverteilung von Ressourcen
  • Ein zentraler Fokus der Wirtschaftstheorie ist es, die “Effizienz” dieser Umverteilung zu maximieren
  • Dabei achtet man in erster Linie auf die Effizienz der Herstellungsprozesse von Gütern (Produktionseffizienz) oder auf die Effizienz von Tauschgeschäften in Märkten (Paretoeffizienz)
  • Nebeneffekte wirtschaftlicher Aktivitäten, die nicht über den Preismechanismus des Marktes gesteuert werden, werden dabei als Externalitäten gesehen
    • Z.B. Artenverlust, Verschmutzung der Luft durch Fabriken und Verkehr, Überfischung der Meere, Verlust von Lebensqualität durch Klimawandel, Mikroplastik, exzessiver Tourismus, etc.
  • Die Lösung des Problems sieht Wirtschaftswissenschaft in der angemessenen Bepreisung von Externalitäten
  • Diesen Ansatz ist fundamental problematisch
    • Er formuliert alle von wirtschaftlicher Aktivität verursachten Probleme in der Sprache des Marktes selbst. Das ist die Sprache von Preisen. Was machen wir, aber, wenn einem Gut nicht eindeutig ein Preis gegeben werden kann? Was ist der Wert des Ozeans, der ein untrennbarer Teil der Biosphäre ist, von der wir leben? Was ist der Wert eines gesunden, glücklichen Lebensjahres eines Menschen? Was ist der Wert einer Idee, die eine Generation prägt?
    • Wir gehen dabei davon aus, dass der Markt der natürliche Mechanismus der Ressourcenverteilung ist und alle “Fehler” manuell über ihn korrigiert werden müssen
    • Das ist nicht richtig: Die Rohstoffkreisläufe der Biosphäre sind dieser natürliche Mechanismus. Märkte wurden bewusst von Menschen geschaffen, um in diese Kreisläufe einzugreifen. Deshalb können wir unmöglich aus dem Markt ableiten, wie wir “Externalitäten” bepreisen sollen, wenn sie unsere Biosphäre als Ganzes betreffen
  • Es braucht einen absoluten Rahmen, der uns zeigt, wie viel Veränderung durch wirtschaftliche Aktivität die Biosphäre aushält
Planetare Grenzen (Rockström et al., 2009)
  • Die planetaren Grenzen nach Rockström et al. bieten einen solchen Rahmen, der zeigt, wo und wie viel Schaden unsere wirtschaftliche Aktivität der Biosphäre zufügt
    • Die Grenzen wurden durch ‘tipping point science’ (Wiki) identifiziert
    • Folgende Bereiche und Grenzen wurden für solche tipping points identifiziert:
      • Loss of biodiversity, change of land use, fresh water change, modification of N- and P-cycles, overloading with novel entities, climate change, stratospheric ozone depletion, atmospheric aerosol loading, ocean acidification
  • All these areas are interconnected and can not be addressed separately (f.e. phasing out fossil fuels is not enough to avoid the climate crisis, we need all planetary boundaries!)
  • Each transgression of a tipping point undermines the buffering capacity of the earth’s biosphere
  • Planetary boundaries need to be declared as ‘global commons’, like air, water, the amazon, ice sheets etc.
  • Solutions
    • Rapid turning away from fossil fuels
    • Transition to circular business models
    • Transition to healthy diets and sustainable food systems
    • Not only halting but regenerating oceans, forests and wetlands
    • Stopping the invention/production of ‘novel entities’ (eg. plastic and the 300.000 others!)
    • Reducing harmful materials to non-harmful ones (eg. through phytoremediation)
    • Stopping/replacing the use of harmful household chemicals (pesticides, detergents, beauty products etc.)
  • ‘We believe in climate science but we live as if we don’t’ (David Finnigan, TED)
Cradle-to-Cradle
  • Cradle-to-Cradle-Kreislaufwirtschaft nach Braungart und McDonough
    • Trennung von biologischem und technologischem Kreislauf
    • Welche Weichen müssten grundsätzlich anders gestellt werden, um diese Ideen umzusetzen
      • Drastische Reduktion des Energiebedarfs (’Degrowth’)
      • Maximierung kompostierbaren Konsummaterials
      • Reduktion/Stop/Ersatz von nicht-kompostierbaren Konsummaterials
      • Gebrauchsgegenstände mieten statt kaufen
      • Begrenzung neuer (nicht-kompostierbarer Materialien: see Planetare Grenzen, novel entities)
      • Recycling vorantreiben
      • Energiefrage (spez. für recyceln) inkludieren
    • Hauptverursacher von Treibhausgasen
      • Fossile Brennstoffe, Plastik, Agrikultur, Abbau von Bodenschätzen, Transport, industrielle Produktion, Klimawandel selbst (Schmelzen des Permafrost, Austrocknen von Sümpfen etc.)

K A P I T E L   2

Zur Eindämmung sozialer Ungleichheit

Auf globaler Ebene

    • Übersicht
      • Grob betrachtet sehen wir eine historische Ausbeutung von Staaten im globalen Süden durch Industrienationen
      • Zwischen dem 15. Jahrhundert und der Mitte des 20. Jahrhundert wurde diese Ausbeutung von Menschen und Ressourcen durch koloniale Strukturen ermöglicht
      • Trotz großer politischer Umschwünge, die zur Unabhängigkeit der meisten ehemaligen Kolonien geführt haben, haben sich die ökonomischen und sozialen Dynamik vieler Staaten wenig geändert
  • Quelle? Alexander Gladstein, Howard Nicholas u.a.
    • Der moderne Mechanismus, der diese Ungleichheit festigt, ist unser globales, kreditbasiertes Geldsystem, in dem Schulden als Werkzeug zur Kontrolle und Unterdrückung fungieren (zB: IMF und World Bank)
  • Wie funktioniert unser Geldsystem?
    • Um diesen Zusammenhang nachvollziehen zu können, benötigen wir ein einheitliches Verständnis dessen, was Geld ist und wie es unser soziales Zusammenleben bestimmt
    • Geld ist der Maßstab, mit dem wir messen, wie viel wir einander schulden
      • Vergleich mit Stunden, Metern oder Kilogramm
    • Geld wird durch Kommerzialbanken, also private Institutionen, geschaffen (durch Kreditvergabe) und vernichtet (durch Kreditrückzahlung oder Zahlungsunfähigkeit)
    • Zentralbanken regulieren die Geschwindigkeit, mit der Geld geschaffen wird, indirekt über die Zinsrate, zu der Kommerzialbanken von der Zentralbank selbst Geld leihen können
      • Das braucht eine Unterseite zur Erklärung …
    • Durch die von Zentralbanken angestrebte Inflationsrate wird Geld systematisch und bewusst entwertet
    • Wenig empirische Unterstützung für die Notwendigkeit von Inflation
  • Wie kann über dieses System der Geldschöpfung Kontrolle ausgeübt werden?
    • Inflation wird als notwendig für die reguläre Funktion unserer Wirtschaft angesehen
    • Tatsächlich ist sie hauptsächlich notwendig, um die Schuldenlast der mächtigsten Schuldner zu reduzieren
      • “If you owe the bank $100, that’s your problem. If you owe the bank $100 million, that’s the bank’s problem”
    • So begünstigt das Geldsystem reiche Industrienationen und festigt deren wirtschaftliche und politische Macht
    • Institutionen wie der IWF und die Weltbank handeln oft im Interesse ihrer Hauptgläubiger (z. B. USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Japan)
    • Die Strukturanpassungspolitik in Entwicklungsländern ähnelt dem Imperialismus und führt zu wirtschaftlicher Kontrolle durch Verschuldung
      • Restrukturierung, die zum Export zwingen
      • Produktion, die auf billiger Arbeit basiert
  • Was sind die Konsequenzen dieses Systems?
    • Anhaltende Inflation schafft Anreize für Konsum, Kreditaufnahme und Investitionen anstelle von Sparen
    • Das führt zur „Finanzialisierung“ von allem, was zu einer Fehlallokation von Ressourcen, zu Schrumpfungsflation und Knappheitsflation und zur Zerstörung natürlicher Ressourcen führt
    • Das System begünstigt kreditwürdige Personen und Institutionen und schafft ein System des „Kreditismus“ anstelle eines Wettbewerbskapitalismus
    • Die Einzelperson unterliegt staatlich kontrollierten Währungen, wobei die Inflationsraten weltweit variieren
      • Wohlhabendere Länder haben eine stabile niedrige Inflation (z.B. 2 %), die von den Zentralbanken durchgesetzt wird, während ärmere Länder unter einer höheren Inflation leiden, die die Kaufkraft untergräbt
    • Entwicklungsländern wird die Möglichkeit entzogen, selbst stabile politische Strukturen und Sozialsysteme aufzubauen
  • Welche Art von Geldsystem benötigen wir in einer utopisch fairen Wirtschaft?
  • Das Geldsystem muss reflektieren, dass Technologie und kompetitive Märkte deflationär sind
  • Preise sollten aufgrund technologischer Innovationen und erhöhter Effizienz auf die Grenzkosten der Produktion sinken
  • Geld sollte global standardisiert werden, um Manipulation und Ausbeutung über lokale Geldmonopole vorzubeugen
    • Wieder Vergleich mit anderen Maßeinheiten
    • Die globale monetäre Ordnung wird immer mehr in Frage gestellt
  • Noch ein paar andere tolle Eigenschaften …

Auf nationaler Ebene

    • Auch auf nationaler Ebene, oft innerhalb einzelner Währungszonen, verursacht Ungleichheit schwerwiegende reale Probleme
    • Die extreme Kluft zwischen Arm und Reich schürt Unzufriedenheit
      • Menschen sind nicht mit einem größer werdenden Kuchen zufrieden, wenn dieser immer ungerechter verteilt wird (Studie mit Harvardstudenten?)
      • Unser Geldsystem schürt diese Ungleichheit (if you can short the currency you win)
        • Währungsabwertung (Inflation) und kreditbasierte Geldschöpfung fördern Ungleichheit
        • System bevorzugt Kapitalzugang für Wohlhabende und schwächt die Kaufkraft der unteren und mittleren Schichten; Inflation verteilt Vermögen/Kaufkraft von unten nach oben (if you have assets or debts you win = scarcer assets get inflated while savings and salaries don’t keep up with inflation).
          • Profiteure:
            • Großunternehmen und wohlhabende Privatpersonen mit leichtem Zugang zu günstigen Krediten
            • Investitionen in inflationsresistente Vermögenswerte (Immobilien, Aktien) ermöglichen Wertzuwachs und Schuldenabbau durch Abwertung)
            • Staaten (Währungsemittenten)
          • Benachteiligte (Sparer):
            • Arbeitnehmer und Haushalte mit Ersparnissen, die Kaufkraftverluste hinnehmen
            • Mittelschicht und einkommensschwache Haushalte mit beschränktem Zugang zu Kapital
            • Inflation verursacht Stress und hat folglich auch gesundheitliche Auswirkungen (Stantcheva, 2024)
            • Inflation hat einen high “cognitive cost” (Alberto Binetti 2024) (= inflation complicates household decision-making, inflation forces you to work two jobs = your actual job and afterwards you have to become a professional financial investor in order to keep your purchasing power… )
  • Die letzten zwei Punkte vielleicht etwas niche?
  • Hier fehlt noch einiges, das vielleicht nur peripher mit dem Geldsystem zu tun hat (Ungleichheit im Zugang zu Bildung, Gesundheit, Arbeit, …)
  • Wo hinzufügen? “Das könnte erreicht werden, indem jeder Person ein Grundeinkommen zugesichert wird, indem sie einen fairen Beitrag zur Gesellschaft leistet (zum Beispiel in der Erziehung, Pflege oder Kunst und Kultur).”

K A P I T E L   3

Zur Dezentralisierung von Macht

Es ist tief in der Struktur unseres Wirtschaftssystems verankert, dass Macht über natürliche Ressourcen und Menschen mit der Zeit zunehmend zentralisiert wird. Wir sind dem Punkt nahe, an dem die globale finanzielle Elite Entscheidungen von gesamtgesellschaftlichem Ausmaß nahezu im Alleingang treffen kann. Diese Zentralisierung wird durch fünf Mechanismen ermöglicht und vorangetrieben: ungeahndetes Lobbying, undemokratische Geldschöpfung, Kontrolle über Medien, das ausufernde Patentsystem und die Verzerrung der Wissenschaft.

Ungeahndetes Lobbying @Mario

  • Akteur: Unternehmen
  • Problem: 
    • Verlust politischer Mitsprache für breite Bevölkerung
    • Einflussreiche Akteure mit viel Kaufkraft nutzen Lobbying und „Drehtür-Effekt“ für vorteilhafte politische Entscheidungen
    • Wachsende soziale Spannungen und Misstrauen in Wirtschaft und Politik
  • Lösung: Trennung der Sphären (vgl. Gewaltenteilung)

Undemokratische Geldschöpfung @Luca

  • Akteur: Staaten
  • Problem:
    • Kontrolle über Geldschöpfung erlaubt Staaten, großangelegte Ausgaben (z. B. Kriege) ohne unmittelbare Steuerlast zu finanzieren
    • Wirtschaftliche Kosten werden verzögert sichtbar, da die Belastung erst allmählich durch Inflation spürbar wird
    • Politiker umgehen so direkte Steuerfinanzierung und damit die Verantwortung gegenüber den Steuerzahlern
  • Lösung: Einheitliche Währung

Kontrolle über Medien @Dali @Alexander

  • Akteur: Unternehmen, Staaten, unabhängiger Journalismus
  • Problem: Erwerb von journalistischen Medien (zB.: NY Times, Washington Post, CNN etc.) durch Unternehmen (Wall Street, Jeff Bezos, Disney etc.)
  • Lösungen:
  • ‘Gewaltenteilung’ zwischen investigativem (kritischem, unabhängigem) Journalismus und von Unternehmen geleiteten ‘Journalismus’ (Manipulation von Weltanschauungen etc.) bzw. ‘Unterhaltungsjournalismus’ (Katastrophenberichte u.a.)
  • Investigativer (kritischer) Journalismus sollte als solcher klar definiert und geschützt werden, statt zunehmend zu ‘whistleblowing’ degradiert zu werden…

Ausuferndes Patentsystem @Luca

  • Akteur: Unternehmen, Staaten
  • Problem:
  • Lösung: Abschaffen?

Verzerrung der Wissenschaft @Alexander

  • Akteur: Unternehmen
  • Problem:
    • Versuchsmethodik
    • falsche oder irrelevante Perspektiven
    • analytische statt systemische Ansätze
    • Forderung nach überflüssigen Studien zur lokalen ‚Bestätigung‘
    • Kampagnen gegen das öffentliche Vertrauen in die Wissenschaft (eg. Cato Institute u.v.m.)
    • Überforderung der Politik durch eine Vielzahl (oft falscher) Studien
  • Lösungen:
    • Ausschliessliche Gültigkeit peer-reviewter Studien (Problem: es gibt zu viele, ‘peers’ haben nicht mehr die Zeit, alles zu reviewen)
    • Strengere Regeln für ‘peer-reviewed’
      • Daher Kriminalisierung falscher Studien!!

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